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Martha Jungwirth, Das trojanische Pferd, Eiserner Vorhang, Wiener Staatsoper, 2019/2020, © museum in progress (www.mip.at)

"Eiserner Vorhang" 2019/2020 Martha Jungwirth

Eiserner Vorhang ist ein Projekt des museum in progress in Kooperation mit der Wiener Staatsoper und der Bundestheater-Holding, 2019 unterstützt vom Auktionshaus im Kinsky und der PRIVAT BANK der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, mit Support von ART for ART, Barta & Partner und Bildrecht. Medienpartner: Die Furche, Courtesy: Galerie Krinzinger.

Für den zweiundzwanzigsten Eisernen Vorhang wählte die Jury (Daniel Birnbaum und Hans-Ulrich Obrist) die international renommierte österreichische Künstlerin Martha Jungwirth aus. Ihr Werk „Das Trojanische Pferd“ kann von 10. Oktober 2019 bis Saisonende vom Publikum vor und nach den Aufführungen sowie in den Pausen wahrgenommen werden. Eiserner Vorhang ist eine von museum in progress (www.mip.at) konzipierte und in Kooperation mit der Wiener Staatsoper realisierte Ausstellungsreihe, die seit 1998 den eisernen Vorhang in einen Ausstellungsraum zeitgenössischer Kunst verwandelt. Die Großbilder (176 m2) werden mit Magneten auf der Brandschutzwand fixiert.

Im Donizetti-Salon in der Wiener Staatsoper zeigt museum in progress Originalwerke der Künstlerin, die motivisch mit dem Eisernen Vorhang verbunden sind und im Rahmen eines Vorstellungsbesuchs besichtigt werden können. Auch eine signierte Lithographie von Martha Jungwirth mit dem Sujet des Eisernen Vorhangs ist zu sehen: Durch den Erwerb dieses Drucks aus der Werkstätte Kurt Zein leisten Kunst- und Opernfreunde einen wichtigen Beitrag zur Fortsetzung der Ausstellungsreihe von museum in progress in der Wiener Staatsoper. Zur Edition ist eine Ausstellung in Vorbereitung, die in den Auslagen der PRIVAT BANK der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich in Wien in der Operngasse 2 realisiert wird.

Am 27. November 2019 wird im Auktionshaus im Kinsky das Hauptwerk „Das Trojanische Pferd“ von Martha Jungwirth versteigert, das im Eisernen Vorhang seine Entsprechung findet. Schätzwert: € 60.000 – 100.000. Die Hälfte des Verkaufserlöses geht an das Kunstprojekt Eiserner Vorhang.

Seit 1998 wurden im Rahmen der Ausstellungsserie die Eisernen Vorhänge folgender Künstler/innen verwirklicht: Kara Walker (1998/99), Christine und Irene Hohenbüchler (1999/2000), Matthew Barney (2000/01), Richard Hamilton (2001/02), Giulio Paolini (2002/03), Thomas Bayrle (2003/04), Tacita Dean (2004/05), Maria Lassnig (2005/06), Rirkrit Tiravanija (2006/07), Jeff Koons (2007/08), Rosemarie Trockel (2008/09), Franz West (2009/10), Cy Twombly (2010/11), Cerith Wyn Evans (2011/12), David Hockney (2012/13), Oswald Oberhuber (2013/14), Joan Jonas (2014/15), Dominique Gonzalez-Foerster (2015/16), Tauba Auerbach (2016/17), John Baldessari (2017/18) und Pierre Alechinsky (2018/19).


Das trojanische Pferd“ von Martha Jungwirth Eiserner Vorhang 2019/2020

In diesem Jahr begleitet „Das trojanische Pferd“ von Martha Jungwirth den Besucher der Wiener Staatsoper durch die Opernsaison. Der Blick fällt auf ein großes Pferd in Seitenansicht, das aus schwungvollen und vorwiegend rot- und brauntönigen Pinselstrichen erschaffen wurde. Im Kontrast zum tonigen Packpapier sticht das leuchtende Rot stark hervor, Farbspritzer und Malspuren sind darauf sichtbar. Die einzelnen Linien konstruieren als Raumgerüst den Tierkörper, wobei die über die Silhouette hinaus schwingenden Pinselstriche die raumgreifende Dynamik des Pferdes potenzieren. Die Farben unterstreichen den machtvollen Auftritt des mit fast trotzig stolzem Kopf präsentierten Pferdes.

Die Farbe Rot hat für Martha Jungwirth magische Kraft und nimmt einen besonderen Stellenwert in ihren Werken ein. Rot steht für Zorn, Blut, Leben, Feuer und maximale Energie. Und gleichzeitig ist Rot die Farbe der Aggression und der Zerstörung. Diese Ambivalenz findet sich nicht nur in der Interpretation der Farbe, sondern auch in der Darstellung des Tieres selbst. Denn zum einen ist es ein starkes und energiegeladenes Tier, zum anderen wirkt es in seiner Gesamterscheinung gleichzeitig fragil und verletzlich. Der inhaltlichen Widersprüchlichkeit entspricht auch die formale Gestaltung, da dem realen, lesbaren Darstellungsgegenstand, dem Pferd, eine abstrakte Formensprache für die Bildkonstruktion gegenübersteht.

„Meine Kunst“, sagt Martha Jungwirth, „ist wie ein Tagebuch, seismografisch. Das ist die Methode meiner Arbeit. Ich bin dabei ganz auf mich bezogen. Zeichnung und Malerei sind eine Bewegung, die durch mich durchgeht. Durch meine Wahrnehmung und meine Gestik wird es etwas anderes. Das Bild ist ein intelligentes Fleckengefüge, nichts Festgefahrenes. Es geht um das Fluide, Durchsichtige, Offene.“ Jungwirths Bildgegenstände dienen als Inspirationsquellen und sind der Katalysator für eine Auseinandersetzung mit deren innerem Klang, der Atmosphäre, und der von Jungwirth unsichtbar wahrgenommenen Realität. Das Papier wird zur Partitur der eigenen Wahrnehmung und reagiert durch die Farbklänge, durch die Fleckenstrukturen, gleichzeitig als Resonanzkörper der innewohnenden Empfindung für das Sichtbare. „Mein ästhetisches Prinzip habe ich schon vorher im Kopf. Dieses auf Papier zu bringen, das ist ja oft ein weiter Weg.“

Das trojanische Pferd hat durch die Überlieferung, die durch Homers Odyssee oder später auch durch Vergils Aeneis weitererzählt wurde, einen ganz besonderen Stellenwert. Der Mythos erzählt von einem übergroßen hölzernen Pferd, das die Griechen im Krieg um die Eroberung der Stadt Troja nach zehn Jahren bauten, um die bislang erfolglose Belagerung erfolgreich zu beenden. Ein Seher riet ihnen, nicht mit Gewalt, sondern mit einer List ihr Ziel zu erreichen. Die griechischen Krieger krochen in den Bauch des Pferdes, um ihre Aufgabe und den Abmarsch der Truppen vorzutäuschen. Danach wurde den Stadtbewohnern eingeredet, dass es ein Weihgeschenk der Griechen an die Götter sei. Trotz aller Warnungen zogen die Trojaner das attraktive Pferd, und somit die griechischen Soldaten in die Stadt, woraufhin Troja zum Untergang verurteilt war.

Für Martha Jungwirth ist das trojanische Pferd ein Topos für unsere abendländische Kultur und ihre wechselhafte Geschichte. Die Kentauren, halb Mensch und halb Pferd, sollen brutal und lüstern gewesen sein, einer allerdings, Chiron, sei weise und gütig gewesen und hätte viele Helden, so auch Achill erzogen. Sie symbolisieren andere Welten und Sphären und verweisen auf fremde Systeme, wodurch sie die Grenzen von Normen und generell vereinbarten Wahrnehmungszusammenhängen überschreiten. So ist auch das dritte Pferd der vier apokalyptischen Reiter rot und symbolisiert wiederum Krieg und Gewalt. Das Bild des auf dem Pferd reitenden Todes ist mit Schrecken besetzt, mit Angst und Täuschung – wie es auch in der griechischen Mythologie im listigen Kampf um die Stadt Troja Sieg und Leid in einem bringt. In jedem Fall ist das Pferd ein Symbol der Bewegung und der Veränderung, von Kraft, Freiheit und Leidenschaft.

Es ist aber für Martha Jungwirth auch ein einfacher Topos für Griechenland, wo sie sich besonders in den letzten Jahren gerne und häufig aufhält. Dort wird sie von der Kultur und Landschaft künstlerisch inspiriert. Für Martha Jungwirth sind ihre Reisen Inspirationsquellen, oder – wie sie selbst sagt – auch „Malfluchten“. Die Arbeiten entstehen nicht immer vor Ort, sondern mitunter auch erst nach der Rückkehr im Atelier. Die komprimierte Quintessenz ihrer wahrgenommenen Eindrücke übersetzt sie in lichtdurchflutete Farbakkorde und Liniengeflechte. Jungwirth bewältigt darin aus sich heraus die Aufgabe aller Kunst, nämlich Farbbewegungen in einem Bild zu vereinen und solcherart „Rhythmen ohne Ende“ zu erzeugen, wie dies Robert Delaunay zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingefordert hatte. Kontrastreich mit Farben zu gestalten beinhaltet die Option, ihnen ein Eigenleben zu gewähren, wobei die innewohnenden Farbklänge die emotionale Ebene berühren können und sollen. Die Malerei habe nicht nachzuahmen, sondern müsse neue Wirklichkeiten setzen, oder, wie Paul Klee sagt: „Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar!“

Das trojanische Pferd von Martha Jungwirth ist weit losgelöst von einem realen Tier, es ist ein Energiebündel, das viel Freiraum zur persönlichen Betrachtung erlaubt. Dieses Pferd besteht nicht aus monotonen und reizlosen Lauten. Vielmehr komponieren die schwungvollen Pinselstriche eine Symphonie an vibrierenden Farbströmen, die alle sensiblen Klangvariationen und faszinierenden Zwischentöne der musikalischen Welt in sich tragen.

Antonia Hoerschelmann


Martha Jungwirth

Martha Jungwirth wurde 1940 in Wien geboren. Ihr Werk bewegt sich an der Schnittstelle zwischen abstrakter und gegenständlicher Malerei. Als Malgrund bevorzugt die Künstlerin meist das Papier. Ihre vielschichtigen Farbkompositionen zeugen von einer sensiblen Wahrnehmung der Wirklichkeit. Jungwirth, deren Werk lange unterschätzt wurde, zählt heute zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstler/innen, weit über Österreich hinaus.

Einzel- und Gruppenausstellungen fanden unter anderem in der Albertina in Wien, an der documenta in Kassel, in der Galerie Fergus McCaffrey in New York, in der Kunsthalle Krems, im Kunstmuseum Ravensburg, im mumok in Wien, im Museo de Arte Contemporáneo de Monterrey in Mexiko, im Museum Moderner Kunst Wörlen in Passau, im Museum der Moderne in Salzburg und im 21er Haus statt. 2012 wurde Martha Jungwirth mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst und 2018 mit dem Oskar-Kokoschka-Preis ausgezeichnet.


Auktion „Das trojanische Pferd“ von Martha Jungwirth im Auktionshaus im Kinsky

Am 27. November 2019 wird im Auktionshaus im Kinsky das Hauptwerk „Das Trojanische Pferd“ von Martha Jungwirth versteigert, das im Eisernen Vorhang seine Entsprechung findet.

Titel/Jahr: Das trojanische Pferd, 2019
Format: 120 x 200 cm
Technik: Öl auf Karton auf Leinwand
Schätzwert: € 60.000 – 100.000

Die Hälfte des Verkaufserlöses geht an das Kunstprojekt Eiserner Vorhang.


Eiserner Vorhang ist ein Projekt des museum in progress in Kooperation mit der Wiener Staatsoper und der Bundestheater-Holding, 2019 unterstützt vom Auktionshaus im Kinsky und der PRIVAT BANK der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, mit Support von ART for ART, Barta & Partner und Bildrecht. Medienpartner: Die Furche, Courtesy: Galerie Krinzinger.